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Infrastruktur effektiver machen. Straßen-Brücken-Tunnel-Daten

Dokumentation zur Veranstaltung vom 14. Mai 2019 in der Landesvertretung Baden-Württemberg
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Die Mobilität der Zukunft muss effektiver werden. Im Zuge der Digitalisierung gilt es, Innovationen zu erforschen, neue Mobilitätskonzepte zu fördern und die Verkehrsinfrastruktur dem wachsenden Mobilitätsbedarf anzupassen. Die Themenfelder sind vielfältig und stehen vermehrt im Fokus der öffentlichen Diskussion. Um den Dialog zu fördern und aktuelle Entwicklungen in der Verkehrspolitik aufzuzeigen, lud Pro Mobilität und deren Präsident Eduard Oswald am 14. Mai 2019 zur öffentlichen Veranstaltung „Infrastruktur effektiver machen. Straßen-Brücken-Tunnel-Daten“ in die Landesvertretung Baden-Württemberg ein.

Den rund 200 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Verbänden wurde ein vielfältiges Programm geboten. So konnten mit Andreas Schulze, Dienststellenleiter der Vertretung des Landes Baden-Württembergs beim Bund, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer MdB, Prof Dr. Guido Morgenthal, Leiter der Professur Modellierung und Simulation – Konstruktion der Bauhaus-Universität Weimar und Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH des Bundes, hochkarätige Gastredner für die Veranstaltung gewonnen werden.

Zur Begrüßung betonte Eduard Oswald, Bundesvizepräsident a.D., Bundesminister a.D. und  Präsident von Pro Mobilität, die Bedeutung einer leistungsfähigen Infrastruktur für die Mobilität der Zukunft. Ein zuverlässiges, sicheres und bedürfnisorientiertes Verkehrssystem sichere den Wohlstand des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Mobilität sei ein Grundbedürfnis der Gesellschaft und sichere auch die individuelle Freiheit. Der Investitionshochlauf im Verkehrsetat des Bundes müsse genutzt werden, um Erhalt und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland weiter voranzutreiben, so Oswald. Pro Mobilität werde sich auch zukünftig für die zentralen Themen der Verkehrsinfrastrukturpolitik einsetzen. So müsse nicht nur das hohe Investitionsniveau gesichert werden, sondern auch Planungs- und Genehmigungsprozesse vereinfacht und beschleunigt werden. Nur ein effizientes, intelligentes Zusammenspiel sämtlicher Verkehrsträger werde auf Dauer die Versorgung durch Güter sichern, betonte der Präsident, weshalb Pro Mobilität auch für eine stärkere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene begrüße. Die Voraussetzungen dafür seien jedoch bisher nicht gegeben und so helfe die Bahn gegenwärtig noch nicht bei der Bewältigung der großen Transportmengen.

Für die Landesregierung Baden-Württemberg sprach in der Folge der Dienststellenleiter der Landesvertretung Andreas Schulze ein Grußwort. Auch Schulze betonte die Bedeutung von gut funktionierenden und ausgebauten Verkehrsnetzen für Personen- und Lieferverkehre, nicht zuletzt zur Vermeidung von Staus. Die Landesregierung Baden-Württemberg habe in Ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, um die komplexen Prozesse bei Planung, Bau und Erhalt der Verkehrsinfrastrukturen besser koordinieren zu können. Baden-Württemberg wage den Sprung zum digitalen Planen und Bauen 4.0, so Schulze. Die Einbeziehung von Building Information Modeling in Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Bauwerken könne helfen, Straßenbauprojekte effizient und ohne größere Verzögerungen zu vollenden und finanzielle Fehlplanungen zu vermeiden.

Nach dem Grußwort der Landesregierung Baden-Württemberg erwartete das Publikum die Rede des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer MdB. Anhand seiner Termine und Dienstreisen der vergangenen Tage erläuterte der Minister seine Vorstellung von multimodalen Verkehren der Zukunft, die nicht nur die Möglichkeiten der Nutzung verschiedener Verkehrsmittel erleichtern sondern vor allem Nachhaltigkeit und Umweltschutz fördern. Pro Mobilität habe in Ihrer neuen Broschüre „Wegweiser 2021“ die gesamte Bandbreite der Mobilitätsoptionen der Zukunft abgebildet und vor allem die Themen Digitalisierung und Vernetzung in den Vordergrund gestellt. Das Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur habe nicht erst seit der Brückenkatastrophe in Genua viel Zeit und Mittel investiert, um den Zustand der Brückenbauwerke in Deutschland zu analysieren und durch den Einsatz moderner Sensorik zu verbessern. Scheuer sei für jedes Modellprojekt offen und durch die Mittel des mfund würden stetig Start-Ups und Innovationen gefördert und damit die Digitalisierung im Verkehrsbereich vorangetrieben. Der Bürger müsse stets im Mittelpunkt der Überlegungen über neue Formen der Mobilität und dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sowie der digitalen Infrastruktur stehen. Eine flächendeckende Versorgung mit Breitbandinternet sei eine wichtige Voraussetzung für Innovationsprogramme der Zukunft, die jedoch auch von der Akzeptanz der Bevölkerung hinsichtlich neuer Rundfunkmasten abhänge. Zum Abschluss seiner Rede plädierte der Minister für die Fortführung des Hochlaufs der Investitionslinie im Verkehrsetat. Trotz der aktuellen Steuerschätzungen habe Scheuer eine ganze Liste an Straßenbauprojekten, deren Finanzierung gesichert werden müsse. In diesem Sinne warb der Bundesverkehrsminister für die weitere Unterstützung durch Pro Mobilität in den zentralen verkehrspolitischen Themen.

Prof. Dr. Guido Morgenthal referierte im Anschluss über „Digitale Technologien für die effiziente Erhaltung von Verkehrsinfrastruktur“. Wie digitale Technologien eingesetzt werden können, um Prozesse effizienter, schneller und kostengünstiger zu machen, stellte die Ausgangfrage des Vortrages dar. Digitale Daten seien des „Öl der Industrie 4.0“ und damit auch ein Schwerpunktthema für die Bauwerkserhaltung der Zukunft. Der alternde Infrastrukturbestand sowie der Investitionsstau beim Erhalt der Verkehrsinfrastruktur erfordere Maßnahmen, die vor allem vor dem Hintergrund der Bauwerkssicherheit durchzuführen seien. Entlang der Lebensdauer der Bauwerke sei eine Degradation des Tragwerkswiederstandes unvermeidlich. Die Herausforderung stelle nun eine detaillierte Zustandserfassung, deren Quantifizierung und die digitale Sichtbarmachung von Schädigungen dar. Konventionelle Bauwerksprüfungen seien sehr aufwändig, kostenintensiv und teilweise auch risikobehaftet. Auch die bisherige Dokumentation von Bauwerksschädigungen sei nicht zukunftsfähig. Mittels innovative Technik gebe es bereits heute effizientere Möglichkeiten des Bauwerksmonitoring. Hier lag auch das Hauptaugenmerk des Vortrages. Professor Morgenthal erläuterte den Anwesenden, anhand zahlreicher Beispiele, anschaulich die Möglichkeiten visueller Bauwerksprüfung mittels kamerabestückter Drohnen. Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekt AISTEC werde zu diesem Zweck ein automatisiertes unbemanntes Flugsystem mit hochauflösenden Kameras entwickelt, das bereits kleine Risse im Beton aufzeichnen und so eine unkomplizierte softwareunterstützte Gebäudeprüfung unterstützen könne. Durch die neuen Methoden könne der Zustand von Brücken und anderer Infrastruktur einfach, kostengünstiger und häufiger überwacht werden. Zum Abschluss des Vortrages warb Professor Morgenthal für weitere Unterstützung bei Förderung, Finanzierung und Entwicklung innovativer, digitaler Systeme und Dienstleistungen. Deutschland sei in dem von ihm beschriebenen Bereich weltweit führend, was wiederum Exportoptionen eröffne. Nun gelte es, diese Technik in die breite Anwendung zu bringen.

Mit Spannung erwartet wurde auch die folgende Keynote des Vorsitzenden der Geschäftsführung der neugegründeten Autobahn GmbH des Bundes, Stephan Krenz. Der Titel der Keynote „Lebensader, Wohlstandsmotor, Vorwärtsbringer: Die Autobahn – mobile Zukunft auf 13.000 Kilometern“ gab dann auch die Schlagrichtung des Beitrages vor.  Die Autobahn habe für die die Menschen, die Wirtschaft und den Wohlstand Deutschlands eine unschätzbare Bedeutung. Sie verbinde Menschen und Unternehmen und sei ein Garant für die persönliche Mobilität und Freiheit im Zentrum Europas. Ab dem 01. Januar 2021 werde die erst im September 2018 gegründete Autobahn GmbH des Bundes die komplette Verantwortung für die Planung, den Bau, Erhalt und Betrieb sowie die Finanzierung der deutschen Autobahnen wahrnehmen. Die Transformation von 16 öffentlichen Verwaltungen in eine GmbH mit 10 Niederlassungen und 41 Außenstellen und etwa 200 Autobahnmeistereien sei wahrlich eine Herkulesaufgabe. Die Umsetzung des größten Infrastrukturprojekts der vergangenen Jahrzehnte laufe auf vollen Touren, wenngleich auf dem Weg zur vollständigen Übernahme noch zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen seien. An den Spekulationen, wonach die Umsetzung der Reform mehr Zeit als veranschlagt benötigen werde, vermochte sich Krenz nicht zu beteiligen und versprach die geplante Übernahme der operativen und finanziellen Verantwortung für etwa 13.000 Autobahnkilometer zum 01. Januar 2021.  Ein besonderes Augenmerk bei der Umsetzung der Transformationsprozesse gelte den etwa 15.000 Mitarbeitern, die das Rückgrat der zahlreichen zu bewältigenden Aufgaben darstellen. Das Modell einer GmbH biete dabei beste Voraussetzungen die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Dazu zählen das innovative Geschäftsmodell, eine konsequente Kundenorientierung, die verkehrsübergreifende Korridorüberwachung des Gesamtnetzes, die einheitliche und effizienzorientierte Unternehmenssteuerung sowie die Chance die Autobahn GmbH als attraktiven Arbeitgeber darzustellen.

Christian Funke, Geschäftsführer von Pro Mobilität, stellte in seinem Schlusswort noch einmal klar, dass die Sicherstellung der Finanzierung der deutschen Verkehrsinfrastruktur allein, nicht sämtlich Probleme zu lösen vermag. Man müsse vor allem auch Kapazitäten bei den Bauunternehmen sowie in den Verwaltungen ausbauen und dies funktioniere nur, wenn Vertrauen in langfristige Haushaltsmittel bestehe. Funke bekräftigte den Standpunkt des Verbandes, dass Verbote und Einschränkungen in jeglicher Form abzulehnen seien. Vielmehr müsse es innovative und attraktive Angebote für alle Nutzer der Verkehrsinfrastruktur geben, um weniger Stau, mehr Sicherheit und weniger Emissionen zu ermöglichen. Mobilität sei ein wesentliches Stück individueller Freiheit. Eine Freiheit, die es auch zukünftig zu sichern gelte.

Im Anschluss an die informativen Redebeiträge wurde der Abend bei erfrischenden Getränken und baden-württembergischen Spezialitäten ausklingen lassen. Zahlreiche anregende Gespräche und Diskussionen unter den Gästen rundeten die diesjährige öffentliche Veranstaltung des Verkehrsinfrastrukturverbandes ab.

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