Straßengüterverkehr und Logistikwirtschaft

Politische Handlungsempfehlungen

  • Planungs-, Investitions-, und Rechtssicherheit für Speditions-, Transport- und Logistikbranche durch geeignete rechtliche Rahmenbedingungen
  • Doppelte CO2-Bepreisung von Lkw abschaffen
  • Steuer- und Abgabensystem so anpassen, dass es den Hochlauf alternativer Kraftstoffe erlaubt/anreizt
  • Zugang von Lkw und Spezialfahrzeugen in Städte sicherstellen
  • Aufbau einer adäquaten und sicheren Tank- und Ladeinfrastruktur für alternativ angetriebene Nutzfahrzeuge
  • Intelligente Steuerung der zunehmenden städtischen Warenströme durch ein stadtverträgliches Logistik-Konzept
  • Fachkräftemangel durch Steigerung der Attraktivität des Berufsbildes, bessere Qualifikation und der Bekämpfung von Sozialdumping entgegenwirken

Straßengüterverkehr fördern, Logistiksektor stärken: Versorgung garantieren

Der Straßengüterverkehr ist ein Garant für die Versorgungssicherheit der Bürgerinnen und Bürger und bildet das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Täglich sichern Lkw den Transport von Waren, Rohstoffen und Gütern – vom kleinen Handwerksbetrieb bis zur globalen Industrie. Ob Lebensmittel im Supermarkt, medizinische Produkte in der Apotheke oder Bauteile in der Fertigung: Ohne den Beitrag des Straßengüterverkehrs stünde der Warenfluss still.

Etwa 85 Prozent aller Güter werden auf deutschen Straßen transportiert und die Logistikwirtschaft ist mit ca. 3 Millionen Beschäftigten der drittgrößte Wirtschaftsbereich der Bundesrepublik. Gleichzeitig sind deutsche Logistikunternehmen im internationalen Vergleich führend und tragen maßgeblich zur Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei.

Um diesen Erfolg langfristig zu sichern, müssen die Leistungen des Straßengüterverkehrs nicht nur anerkannt, sondern auch aktiv unterstützt werden. Vor dem Hintergrund globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel und technologischen Umbrüchen in Verbindung mit einer steigenden Güterverkehrsleistung und einem boomenden Onlinehandel erfordert dies eine moderne, belastbare Infrastruktur sowie zukunftsorientierte politische Rahmenbedingungen.

Rahmenbedingungen für einen klimafreundlichen Straßengüterverkehr schaffen 

Die Transport- und Logistikbranche bekennt sich klar zum Klimaschutz und strebt eine signifikante Reduktion der CO2-Emissionen im Straßengüterverkehr an. Um dieses Ziel zu erreichen, sind jedoch geeignete politische Rahmenbedingungen unerlässlich. Ein zentraler Aspekt ist die Schaffung von Planungs-, Investitions- und Rechtssicherheit für Unternehmen, insbesondere für kleine und mittelständische Betriebe. Dies erfordert verlässliche und unbürokratische Förderprogramme und wirtschaftliche Anreize, um die hohen Anschaffungskosten für emissionsfreie Nutzfahrzeuge zu kompensieren. Darüber hinaus ist es essenziell, die Investitionszyklen der Unternehmen zu berücksichtigen. Die Einführung neuer Grenzwerte und Regularien sollte mit ausreichendem zeitlichen Vorlauf erfolgen, um den Betrieben die notwendige Planungssicherheit zu bieten. Zudem müssen Maßnahmen wie die CO2-basierte Lkw-Maut so gestaltet werden, dass Doppelbelastungen der Speditions- und Logistikunternehmen vermieden werden. Die Mehreinnahmen aus der CO2-Komponente der Lkw-Maut gilt es, zweckgebunden in die Defossilisierung des Straßengüterverkehrs zu reinvestieren. Ein weiterer Hebel ist eine an die Klimawirkung gekoppelte Besteuerung alternativer Kraftstoffe beziehungsweise deren Befreiung von der CO2-Bepreisung. Eine steuerliche Entlastung dieser Kraftstoffe kann dazu beitragen, die CO2-Emissionen kurzfristig zu senken, bis emissionsfreie Antriebstechnologien flächendeckend verfügbar sind.

Konzepte für eine innovative städtische Logistik

Für die städtische Logistik bleibt die Straße unverzichtbar. Kein anderer Verkehrsträger ermöglicht eine flächendeckende Abholung und Belieferung auf der sogenannten „letzten Meile“ und ist in der Lage, die Flexibilität, Erreichbarkeit und zeitliche Präzision zu bieten, die für eine funktionierende städtische Logistik erforderlich sind. Um innerhalb des komplexen Systems städtischer Verkehre eine leistungsfähige Abwicklung des Versorgungsverkehrs sicherzustellen, bedarf es einer intelligenten Steuerung der zunehmenden Warenströme durch ein stadtverträgliches Logistik-Konzept, das einen neutralen Wettbewerb zwischen verschiedenen Verkehrsträgern und Logistikunternehmen beibehält. Innovative Konzepte wie Mikrohubs, Lastenfahrräder und autonom fahrende Kleinstfahrzeuge können zwar unterstützend wirken, basieren jedoch stets auf einer funktionierenden straßengebundenen Infrastruktur. Die Bündelung von Lieferungen und die Optimierung von Routen, etwa durch den Einsatz digitaler Plattformen und künstlicher Intelligenz, stellen vielversprechende Ansätze dar, um den Straßengüterverkehr in urbanen Räumen effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Dennoch bleibt der Lkw das zentrale Element, das die Versorgung städtischer Gebiete sicherstellt – insbesondere bei der Belieferung von Baustellen, Gewerbegebieten sowie Gesundheits- und Bildungseinrichtungen. Deshalb muss unbedingt sichergestellt werden, dass Lkw und Spezialfahrzeuge – auch jene, mit fossilen Kraftstoffen – weiterhin Zugang in die urbanen Zentren erhalten.

Verbesserte Arbeitsbedingungen zur Sicherung der Beschäftigten und Bekämpfung des Fahrermangels

Die Beschäftigten im Logistik- und Speditionsgewerbe sind ein zentraler Faktor für die Zukunftsfähigkeit der Branche. Es gilt, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten nachhaltig zu verbessern und die Attraktivität des Berufsfeldes zu erhöhen, um dem dramatischen Fachkräftemangel (es fehlen derzeit etwa 100.000 -120.000 Lkw-Fahrer) entgegenzuwirken. Dazu bedarf es u.a. einer grundsätzlichen Überarbeitung der EU-Richtlinie zur Berufskraftfahrerqualifikation, den Ausbau von sicheren und modernen Raststätten mit ausreichenden Parkplätzen, sanitären Einrichtungen und Ruhezonen und die Bekämpfung von Sozialdumping, um Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern.