Verkehrssicherheit

Politische Handlungsempfehlungen

  • Unfallschwerpunkte konsequent beseitigen
  • Inventarisierung, Modernisierung und Erneuerung der Straßenausstattung (Markierungen, Verkehrszeichen, Wegweiser)
  • Verstärkte Nutzung technischer Möglichkeiten zum Erhalt der Erkennbarkeit von Verkehrszeichen (Anti-Haft & Anti-Graffiti-Optionen)
  • Rechtsrahmen für automatisierte Fahrfunktionen kontinuierlich weiterentwickeln und infrastrukturseitige Rahmenbedingungen für die Digitalisierung schaffen
  • Bedarfsgerechter Neu-, Um- und Ausbau von Lkw-Stellplätzen
  • Kontinuierliche Verkehrserziehung als Präventionsmaßnahme
  • Intelligente Verkehrssteuerung konsequent weiterentwickeln

Verkehrssicherheit verbessern, Unfälle vermeiden: Vision Zero konsequent verfolgen

Die Mobilität in Deutschland wächst stetig – sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr verzeichnen kontinuierliche Zuwächse. Während die Gesamtfahrleistung steigt, bleibt die zentrale Herausforderung, die Verkehrssicherheit in einem zunehmend komplexen Umfeld weiter zu verbessern. In den letzten Jahrzehnten konnten signifikante Fortschritte erzielt werden: Trotz eines wachsenden Fahrzeugbestands und steigender Verkehrsdichte ist die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland erheblich zurückgegangen. Doch diese Entwicklung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer viele Menschen im Straßenverkehr ihr Leben verlieren oder schwer verletzt werden. Deshalb bedarf es weiterhin umfassender Anstrengungen, um den Straßenverkehr in einem sich wandelnden Mobilitätsumfeld sicherer zu gestalten. Das übergeordnete Ziel bleibt die Vision Zero, also die Zahl der Getöteten und Schwerverletzten im Straßenverkehr auf Null zu reduzieren.

Moderne, fehlerverzeihende Infrastruktur als Schlüssel

Moderne, gut erhaltene Straßen sind entscheidend für die Sicherheit im Straßenverkehr. Das steigende Verkehrsaufkommen führt zur Abnutzung der Verkehrsinfrastruktur, für jedermann sichtbar durch Schlaglöcher, verschlissene und nicht sichtbare Fahrbahnmarkierungen oder Spurrinnen. Außerdem ist der Verkehrszeichenbestand vielfach überaltert und im Hinblick auf Erkennbarkeit insbesondere bei Dunkelheit und Regen problematisch. Graffiti und Aufkleber erschweren die Verkehrszeichenerkennung für Fahrassistenzsysteme zusätzlich.

Innerorts sind besonders Fußgänger und Radfahrer einem hohen Unfallrisiko ausgesetzt. Deshalb ist gerade in städtischen Gebieten der Ausbau sicherer Radinfrastrukturen wie geschützte Radwege und klare Abtrennungen zwischen verschiedenen Verkehrsteilnehmern weiter voranzutreiben. Beim Fußverkehr liegt der Schwerpunkt auf dem sicheren Ausbau von Kreuzungen und Fußgängerüberwegen, der Einführung intelligenter Lichtsignalanlagen und der besseren Beleuchtung von Fußgängerüberwegen. Grundsätzlich bedarf es innerorts einer klaren und gut erkennbaren Verkehrsführung mit hochqualitativen und gut erhaltenen Verkehrszeichen und Markierungen. Das zunehmende Unfallgeschehen von zu Fuß Gehenden und Radfahrenden wird großteils polizeilich nicht erfasst und geht damit nicht in die Verkehrsunfallstatistik ein. Die datenschutzkonforme Integration weiterer Datenquellen wie Krankenhäuser und die Ärzteschaft ist im Sinne der Verkehrssicherheit dringend erforderlich. 

Auf Landstraßen, die nur rund 20 Prozent des gesamten Straßennetzes ausmachen, ereignen sich fast 60 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo die Straßeninfrastruktur häufig überaltert ist und keine modernen Sicherheitsstandards erfüllt. Hier wurden durch den Umbau von Unfallschwerpunkten mit z.B. zusätzlichen, alternierenden Überholstreifen auf Bundesstraßen schon wichtige Akzente gesetzt. Studien zeigen zudem, dass gut sichtbare und hochreflektierende Fahrbahnmarkierungen das Unfallrisiko um bis zu 30 Prozent reduzieren können. Essenziell sind diese auch für die Spurführung durch Assistenz- oder teilautomatisierte Systeme bei schwierigen Licht- und Witterungsverhältnissen. Zudem können Gefährdungen auf Landstraßen durch die Anpassung der Höchstgeschwindigkeiten und mittels Überholverboten entschärft werden. 

Autobahnen gelten in Bezug auf die Fahrleistung als besonders sichere Straßen. Jedoch steigt mit dem kontinuierlichen Anstieg des Güterverkehrs auch das Unfallrisiko. 2022 wurden mehr als 850 schwere Lkw-Unfälle gemeldet, was die Notwendigkeit verdeutlicht, Sicherheitsmaßnahmen gezielt auf den Schwerverkehr auszurichten. Hierzu gehören die verstärkte Einführung von Abbiegeassistenzsystemen, sicherere Lkw-Stellplätze an Autobahnen, dynamische Geschwindigkeitsreduzierungen und Verkehrssteuerungen auf stark belasteten Strecken sowie eine dynamische Verkehrssteuerung an Baustellen, beispielsweise durch den Einsatz hochreflektierender und belastbarer Fahrbahnmarkierungen sowie dynamischer LED-Beschilderung.

Digitalisierung und Fahrzeugassistenzsysteme für mehr Sicherheit auf den Straßen

Intelligente Verkehrsleitsysteme und vernetzte Fahrzeuge, die in Echtzeit mit der Straßeninfrastruktur kommunizieren, können Unfälle vermeiden, indem sie frühzeitig vor Gefahren warnen und den Verkehrsfluss optimieren, setzen dabei aber ein flächendeckendes und gut funktionierendes 5G-Netz voraus. Die Nutzung von Fahrzeugassistenzsystemen (FAS) kann menschlichen Fehlverhalten im Straßenverkehr entgegenwirken und das Risiko eines Verkehrsunfalls reduzieren. Darüber hinaus gilt es, die Ausrüstung von Fahrzeugen, insbesondere in schweren Lkw, mit sicherheitsrelevanten Fahrerassistenzsystemen konsequent weiterzuentwickeln und zu fördern. Automatisierte Fahrzeuge, die zunehmend in den Regelbetrieb integriert werden, bieten darüber hinaus Potenzial für einen sichereren Verkehr.