Erhalt uns Ausbau der Straßeninfrastruktur

Politische Handlungsempfehlungen

  • Finanzierungslücken bei Erhaltungsmaßnahmen schließen und weiterführende Finanzierung nachhaltig absichern
  • Brückenmodernisierung beschleunigen Intelligentes und vorausschauendes Erhaltungsmanagement unter Einsatz innovativer Produkte und Methoden etablieren
  • Bedarfsgerechte Neu- und Ausbaumaßnahmen für ein leistungsfähigeres Straßennetz
  • Stärkung der Organisation durch Einführung etablierter Managementverfahren (Asset Management gem. ISO 55001)
  • Stärkung der Leitungsebene durch ein kennzahlenbasiertes Controlling der Zielerreichung und der Wirksamkeit des Systems sowie anerkannte Steuerungsmethoden
  • Lärm- und Schadstoffreduktion durch innovative Lösungen im Straßenbau

Brücken und Straßen modernisieren: Leistungsfähigkeit sichern

Ein leistungsfähiges und zukunftssicheres Straßennetz ist unverzichtbar für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Es bildet das Rückgrat für den Personen- und Güterverkehr und ist ein zentraler Standortfaktor für Unternehmen. In den letzten Jahren hat sich die Qualität der deutschen Fernstraßeninfrastruktur, ebenso wie die des untergeordneten Straßennetzes, im internationalen Vergleich weiter verschlechtert. Zahlreiche Straßen- und Brückensperrungen und die daraus resultierenden Staus verdeutlichen dies. Laut dem Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums lag Deutschland 2023 nur noch auf Rang 21 hinsichtlich der Straßenqualität, während es 2006 noch den vierten Platz belegte. Um die Leistungsfähigkeit der Straßeninfrastruktur zu steigern und den Wohlstand in Deutschland zu sichern, sind erhebliche Anstrengungen in den Bereichen Erhaltung, Modernisierung und Ausbau der Bundesfernstraßen erforderlich.

Verkehre nehmen weiter zu

Die vom Bundesverkehrsministerium (BMDV) vorgestellte „Verkehrsprognose 2040“ zeigt deutlich: Bis 2040 wird der Verkehr in Deutschland weiter zunehmen, besonders stark im Güterbereich. Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, steigt die Verkehrsleistung bis 2040 um rund ein Drittel – von 689 auf 905 Milliarden Tonnenkilometer. Sowohl auf der Schiene (+35 Prozent) als auch auf der Straße (+34 Prozent) wird die Güterverkehrsleistung zunehmen. Wobei der Lkw mit einem Anteil von ca. 74 Prozent am Modal Split weiterhin einen Großteil des Güterverkehrs bewältigen werden muss. Damit bleibt die Verteilung der Gütertransportleistung nach Verkehrsträgern in den kommenden 15 Jahren weitestgehend unverändert, während sich der Abstand in absoluten Zahlen sogar weiterhin vergrößert. Der Personenverkehr wird um rund 8 Prozent auf 1.323 Milliarden Personenkilometer in 2040 ansteigen. Auch hier wächst die Bahn am stärksten (+60 Prozent) vor dem Luftverkehr (+30 Prozent). Der Straßenverkehr geht gemessen an den Personenkilometern leicht zurück (-1 Prozent), hinsichtlich des Modal-Splits bleiben Auto und Motorrad aber mit Abstand das beliebtestes Fortbewegungsmittel in Deutschland. Zwei Drittel der Wegstrecke werden durch den motorisierten Individualverkehr zurückgelegt.

Bedenklicher Zustand von Brücken und Fahrbahnoberflächen

Neben dem zunehmenden Schwerlastverkehr wird die Infrastruktur durch extreme Wetterbedingungen wie z.B. Hitze, Trockenheit oder Niederschläge geschädigt. Es besteht dringender Handlungsbedarf zur Sicherung des Bestandsnetzes und bei der Modernisierung von Ingenieurbauwerken. So haben 1.382 Brücken mit einer Länge von mehr als 50 Metern lediglich die Zustandsbewertung „noch ausreichend“ (Note 2.5 oder schlechter). Bei 378 der Autobahnbrücken wird der Bauwerkszustand als „nicht ausreichend“ bewertet. Gerade bei älteren oder alten Bauwerken müsste daher der Prüfumfang unter Einbeziehung großflächig angewendeter, aufwendiger, moderner und zerstörungsfreier Messtechnik (z.B. tiefgehende, bildgebende Verfahren) steigen. Ein fachliches Expertengremium – bestehend u.a. aus der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Politik, Technischen Hochschulen und unabhängigen Prüforganisationen – könnte hier gemeinsam geeignete Standards festlegen.

Intelligenter Erhalt und bedarfsgerechter Ausbau

Ein intelligentes Erhaltungsmanagement unter Einsatz innovativer Technologien wie die Nutzung digitaler Modelle oder moderner Sensorik, verlängert die Lebensdauer der Infrastruktur, spart Finanzmittel und verhindert volkswirtschaftliche Schäden durch geringere Nutzungsausfälle. Die Etablierung eines realistischen und vorausschauenden Erhaltungsmanagements hilft dabei, Sanierungsmaßnahmen vorausschauend planen zu können. Durch frühzeitige Ausschreibung sowie Vergabe und Baubeginn auch gleich zum Jahresanfang, kann eine zeitliche Entzerrung bzw. eine gleichmäßige, unterjährige Verteilung von Straßenbaumaßnahmen erfolgen. Der gezielte Neu- und Ausbau von Bundesfernstraßen bleibt dennoch wichtig, um Lücken im übergeordneten Straßennetz zu schließen, Knotenpunkte zu ertüchtigen oder Gefahrenbereiche zu entschärfen und damit die Leistungsfähigkeit sowie die Sicherheit im Gesamtnetz zu steigern.

Zielorientiertes Asset Management System etablieren

Die aktuelle Datenlage zur Altersstruktur und den zukünftigen Investitionsbedarfen der Straßeninfrastruktur ist unzureichend. Notwendig ist ein Umdenken im Infrastrukturmanagement, das über die bloße Erhöhung von Investitionsmitteln hinausgeht. Vielmehr gilt es die Leitungsebene zu stärken und ein effizientes und zielorientiertes Asset Management System einzuführen (nach ISO 55.001). Dieses Konzept stellt sicher, dass Strategien, Pläne und Maßnahmen zielgerichtet aus den Interessen der Stakeholder und rechtlichen Rahmenbedingungen abgeleitet werden. Wesentliche Bausteine sind die transparente Kommunikation der Ziele und Strategien, die Messbarkeit von Erfolgen sowie die kontinuierliche Verbesserung des Systems. Durch einheitliche Zielvorstellungen können Aufgaben effizienter gelöst, das Verständnis für die Straßenbauverwaltung gesteigert und personelle sowie finanzielle Ressourcen langfristig gesichert werden. 

Lärm- und Schadstoffreduzierung durch Innovationen im Straßenbau 

Bei Erhalt und Sanierung der Straßeninfrastruktur sollten auch innovative, marktreife Lösungen für eine Lärm- und Schadstoffreduzierung mitgedacht werden. Offenporige Asphaltdeckschichten können den Verkehrslärm reduzieren und gleichzeitig die Sicherheit erhöhen, indem sie Aquaplaning verhindern. Darüber hinaus können schadstoffreduzierende Beschichtungen für Fahrbahnoberflächen, Pflaster und Schallschutzwände Stickoxide neutralisieren und die Luftqualität, insbesondere an besonders belasteten Schwerpunkten, verbessern.