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Zahl der Verkehrstoten steigt im zweiten Jahr in Folge

Erreichen der Verkehrssicherheitsziele 2020 des Bundes und der EU ambitioniert

2015 wird die Zahl der Verkehrstoten im zweiten Jahr in Folge leicht steigen. Deutschland fällt es wie der Europäischen Union schwer, dem für 2020 angestrebten Ziel zu mehr Verkehrssicherheit näher zu kommen.

Denn das Statistische Bundesamt erwartet in einer Prognose für 2015einen leichten Anstieg der Zahl der Verkehrstoten. Es wäre das zweite Mal in Folge und erstmalig seit der Wiedervereinigung. Auf der Basis der statistischen Daten bis September rechnet das Statistikamt mit etwa 3.450 Verkehrstoten, was einer Zunahme von gut 2 Prozent gegenüber 2014 mit 3.377 entsprechen würde. Die Zahl der Verletzten soll sich mit rund 350.000 auf Vorjahresniveau bewegen.

Die Bundesregierung hat sich mit dem Verkehrssicherheitsprogramm 2011 bis zum Jahr 2020 das Ziel gesetzt, die Anzahl der Unfallopfer im Straßenverkehr um 40 Prozent zu verringern. Deutschland gehört zu den EU-Staaten, die ein höheres Sicherheitsniveau als der EU-Durchschnitt erreicht haben, befindet sich aber nicht in der Spitzengruppe. Die Europäische Kommission strebt in ihren Leitlinien zur Straßenverkehrssicherheit 2011 bis 2020 an, die Anzahl der Getöteten im Straßenverkehr zu halbieren.

Im Juni hatte die EU-Kommission eine Zwischenbewertung zum EU-Verkehrssicherheitsprogramm veröffentlicht. Hierin wurde das Ziel für 2020 als ambitioniert, aber erreichbar eingeschätzt. Dies wird auch daran deutlich, dass im EU-Durchschnitt in 2014 ein Rückgang um ein Prozent zu verzeichnen war, im Schnitt sind nun bis 2020 Minderungen um 7,8 Prozent notwendig.

Für das nationale Verkehrssicherheitsprogramm hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im November eine Halbzeitbilanz gezogen. Es sah die Umsetzung auf gutem Wege. Die Prognose für 2015 zeigt jedoch, dass noch viel zu tun ist, um bis 2020 die Zahl der Verkehrstoten auf rund 2.200 zu senken. Aus der Analyse des BMVI für 2014 wird deutlich, dass weiterhin rund 60 Prozent der Getöteten auf Außerortsstraßen (ohne Autobahnen) verunglücken und hier Pkw-Insassen, Motorradfahrer und Senioren auf dem Fahrrad besonders betroffen sind. Innerorts fallen unter den Unfallopfern vor allem ältere Fußgänger und Radfahrer statistisch auf.

Der Bericht beinhaltet einen Sachstand zu den laufenden Maßnahmen in den drei Aktionsfeldern Mensch, Infrastruktur und Fahrzeug sowie einen Ausblick auf die Handlungsschwerpunkte in den kommenden Jahren. Im Infrastrukturbereich stehen dabei u.a. folgende Maßnahmen im Vordergrund:

  • das Digitale Testfeld Autobahn,
  • die sachgerechte Anwendung und Umsetzung der geltenden technischen Regelwerke,
  • die Optimierung des Straßeninfrastruktur-Sicherheitsmanagements,
  • die Schaffung zusätzlicher Überholstreifen,
  • die Reduzierung von Baumunfällen,
  • eine höhere Verkehrssicherheit an Knotenpunkten,
  • Geschwindigkeitsüberwachungen an Unfallbrennpunkten,
  • Mehr motorradfreundliche Schutzeinrichtungen,
  • verbesserte Sicherheit des Radverkehrs in Knotenpunkten,
  • Sicherheitsverbesserung der Nutzung von Radwegen in Gegenrichtung und
  • höhere Fußgängerverkehrssicherheit bei der Fahrbahnüberquerung.

Generell gilt, dass viele Maßnahmen insbesondere im Bereich der Infrastruktur die Mitwirkung bzw. das Handeln von Ländern und Kommunen erfordern. Perspektivisch lassen darüber hinaus die Verbreitung von Fahrerassistenzsystemen und Fortschritte beim vernetzten und automatisierten Fahren deutliche Zugewinne an Verkehrssicherheit erwarten.

Die Verkehrssicherheitsziele 2020 des Bundes und der EU sind ambitioniert. Um sie zu erreichen, bedarf es verstärkter Bemühungen aller Beteiligten – der Autofahrer, der Automobilwirtschaft und der öffentlichen Hand als Infrastrukturbetreiber.